¡Viva Méjico, cabrones!


EXPOTEC
22/10/2011, 22:09
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Manchmal muss man eben improvisieren im Leben. Eigentlich sollte hier ein schöner Text über meine Reise nach Guanajuato erscheinen, aber die findet erst nächste Woche statt. Und den Artikel über mein letztes Schulfach Guionismo möchte ich mir für einen späteren Zeitpunkt aufheben. Was ein Glück also, dass gerade die EXPOTEC stattgefunden hat! Weiterlesen



Er kann’s nicht lassen…

Einige meiner Freunde haben es mir ja nicht wirklich abgenommen, dass ich mich für ein Jahr zurücklehnen und, anstatt das Studentenleben weiterhin zu gestalten, es einfach mal genießen wollte. Zu meinem Bedauern muss ich feststellen, dass sie leider teilweise Recht hatten. Immerhin, ich habe die nicht die Vereinigung der deutschen Studenten ins Leben gerufen und auch die Gründung eines Debattierclubs werde ich wohl erst im nächsten Semester ins Auge fassen, aber es gibt doch das eine oder andere, das ich neben dem – zugegebenermaßen auch nicht gerade zu vollgestopften – Studium unterbringen konnte. Und gerade diese Woche war ein ziemlicher Höhepunkt in dieser Hinsicht. Weiterlesen



Gesellschaft, Entwicklung und Staatsbürgerschaft in Mexiko

Hinter diesem lauschigen Namen verbirgt sich nicht etwa eine Doktorarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung, sondern eines der von mir belegten Fächer. Bevor ich euch aber mit einer kurzen Beschreibung langweile, möchte ich noch etwas erfreuliches loswerden: Wenn es in Monterrey erst einmal zu nieseln anfängt, dann ist es fast wie damals in Oldenburg – nur dass es dabei immer noch über 20 Grad hat.

Aber zurück zum Thema – was genau muss man sich unter einem Fach mit diesem Namen vorstellen? Am Besten kann man es vielleicht mit einem verpflichtenden Studium Generale für technische Fächer vergleichen – alle Ingenieure müssen es belegen und die meisten sind ob dieser Tatsache so begeistert wie ein Rudel Swinger, die im Arbeitskreis „Kein Sex vor der Ehe“ mitarbeiten sollen. Mit anderen Worten: Die Stimmung hält sich in Grenzen. Man kann sogar so weit gehen und behaupten, dass alle das Fach zum Kotzen finden mit Ausnahme eines seltsamen Austauschstudenten. Der findet es zwar inzwischen auch zum Kotzen, aber das liegt eher daran, wie der Kurs organisiert ist.

Prinzipiell finde ich als alter Verfechter des Über-den-Tellerrand-Schauens die Idee des Faches gut: Es geht darum, sich mit seiner eigenen Rolle als mexikanischer Staatsbürger auseinanderzusetzen und zu überlegen, wie man das eigene Land voranbringen kann. Das ist gerade für Ingenieure eine durchaus dankbare Aufgabe, da es mehr abverlangt als das stumpfe Anwenden von gelerntem Wissen. Gleichzeitig wird dies auch der Grund sein, warum der Kurs sich so großer Beliebtheit erfreut: Im Zweifelsfall macht ein Ingenieur lieber eine Überschlagsrechnung als das er ein Buch liest (nach vier Jahren habe ich schließlich langsam verstanden, wie Ingenieure ticken…).

Was machen wir also in diesem Kurs? Zum einen haben wir eine Pflichtlektüre gleichen Namens, in der sozialwissenschaftliche Essays zu verschiedenen gesellschaftspolitischen Themen versammelt sind. Einige der Texte sind zwar ziemlich abstrakt, aber da alle Texte einen Fokus auf Mexiko haben, ist es zumindest für mich oft ein durchaus interessanter Einblick in die Entwicklung der mexikanischen Gesellschaft. Zum anderen müssen wir in Gruppenarbeit ein selbstgewähltes Thema zur mexikanischen Realität bearbeiten, sprich die aktuelle Situation darstellen und Verbesserungsvorschläge ausarbeiten. Meine Gruppe hat die Fixierung der mexikanischen Exporte auf die USA zum Thema (80% aller mexikanischen Exporte gehen in die USA – der größte Abnehmer für deutsche Waren, Frankreich, macht dagegen nur ca. 10% der deutschen Gesamtexporte aus). Andere Themen sind z.B. die geringe Leselust der Mexikaner oder das ineffiziente Gesundheitssystem. Zu guter Letzt schauen wir uns dann noch irgendwelche alten Filme an und vergleichen dann mit der aktuellen Situation. Außerdem müssen wir drei Museen besuchen und darüber Essays schreiben.

Was sorgt aber dafür, dass ich den Kurs inzwischen nur noch absitze statt mich auf ihn zu freuen? Die Antwort ist simpel: Es liegt an der Dozentin. Denn leider kann ich keinen wirklichen Plan hinter allem erkennen. Zu oft produzieren wir Hausaufgaben scheinbar fürs Nichts, da wir sie anschließend nicht einmal in der Klasse auswerten. Ich bin ja vielleicht anspruchsvoll, aber wenn ich mir schon ein schlechtes Museum anschaue und darüber drei Seiten verfassen muss, dann wäre ein irgendwie geartetes Feedback schon eine runde Sache. Das gleiche gilt für das Lesen von Texten über die semantische Bedeutung des Begriffs Staatsbürgerschaft. Es ist vollkommen okay, von mir zu erwarten, dass ich den Text lese und verstehe. Es ist aber nicht okay, wenn man danach erwartet, dass ich mich damit zufriedengebe, den Text nur für die nächste Zwischenprüfung gelesen zu haben. Auch wären Filme über Arbeiteraufstände zu Beginn des letzten Jahrhunderts trotz schlechter schauspielerischer Leistung annehmbar, wenn man denn wenigstens wüsste, wofür wir ihn uns ansehen. Und zu guter Letzt: Wenn man sich darüber aufregt, dass die eigenen Studenten Wasser predigen und Wein saufen, dann sollte man sich vielleicht auch einmal die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, Aufgaben zu stellen, die ein solches Verhalten unterstützen und dabei auf jegliches Feedback zu verzichten. Es wäre sicherlich einmal eine interessant, eine Diskussion darüber zu führen, warum sich denn in Mexiko nichts zum Besseren wendet, obwohl doch offensichtlich alle wissen, was schief läuft. Die Betonung liegt dabei auf Diskussion, Monologe höre ich ja schon genug in diesem Kurs. Kurz: Sociedad, Desarrollo y Ciudadanía en México ist für mich leider ein absoluter Schlag ins Wasser. Schade, es hätte so ein interessanter Kurs werden können.

Zum Abschluss noch ein interessanter Nebenaspekt: Meine Dozentin ist absoluter Deutschland-Fan und schwärmt für alles, was deutsch ist. Wer mich kennt, weiß, dass ich jedem Hype per se skeptisch gegenüber stehe, mich erst einmal dagegen ausspreche und dann nachfrage, worum es eigentlich geht. Darum wird es kaum überraschen, dass ich häufig relativierend auftrete, wenn mein Heimatland wieder einmal über den grünen Klee gelobt wird. Einmal hat sie mich allerdings doch gekriegt: Auf die Frage, wie häufig ich denn bisher in Mexiko auf den Boden gespuckt hätte, musste ich verneinen, da ich so etwas nicht tue. Allerdings wollte sie mir nicht glauben, dass dies in erster Linie etwas mit Hygiene und Rücksicht auf Andere zu tun hat. Ihrer Meinung nach liegt das vor allem daran, dass mich die deutsche Polizei mit ihrem harten und konsequenten Vorgehen gegen Auf-den-Boden-Spucker konditioniert hätten. Manchmal bin ich mehr als froh, dass das Klischeebild über die Deutschen im Ausland oft nicht mehr als eine Karikatur der Wirklichkeit ist…



Drei Geburtstage und ein Todesfall
05/10/2011, 03:13
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Ganz am Anfang eine Entschuldigung an die Adresse der Bundesregierung: Anders als von mir stets kolportiert, gibt es sehr wohl einen deutschen Honorarkonsul in Monterrey. Die Falschinformation stammt einmal mehr aus meinem treuen Begleiter, dem schlechtesten Reiseführer der Welt: Dem deutschsprachigen Lonely Planet für Mexiko!

Auch der Titel dieses Posts führt ein wenig in die Irre, denn um die drei Geburtstage soll es ebenfalls nur am Rande gehen. Aber es war eine gute Gelegenheit, einmal mehr ein popkulturelles Zitat für die Überschrift zu missbrauchen.

Prinzipiell lässt sich das mit den drei Geburtstagen schnell erklären: Am Freitag war ich auf einer Geburtstagsparty, am Sonntag auf zwei Geburtstagsfeiern (Party wäre hier doch etwas übertrieben). Während ich bei ersterer Feierlichkeit nicht einmal den Namen des Gastgebers kenne, da ich von meinem Deutsch-Tandem-Partner Marco angeschleppt wurde und es eine dieser typischen mexikanischen „Kommt vorbei, habt Spaß und werdet beste Freunde für eine Nacht!“-Partys war, waren die beiden anderen Festivitäten zu Ehren der selben Person, Vero (ein Who is Who meiner Freunde hier vor Ort folgt auch irgendwann; nur so viel – sie ist aus der christlichen Ecke).

Grund für die beiden Feierlichkeiten war die Tatsache, dass wir zuerst eine Art Kindergeburtstag in der Casa Hogar gefeiert haben, in der wir ehrenamtlich helfen (auch hier folgt irgendwann ein Bericht). Casa Hogar bezeichnet eigentlich ein Waisenheim, aber das wäre in diesem Fall falsch, da die Kinder durchaus Eltern haben, diese sich aber nicht um sie kümmern können. Es ist alles ein bisschen kompliziert, aber wie gesagt, ein eigener Bericht folgt, in dem ich das alles näher erläutert werden kann.

Auf jeden Fall waren wir um die Mittagszeit herum in der Casa Hogar und haben für die Kinder und Vero einen richtigen mexikanischen Kindergeburtstag mit Piñata und Pastelazo gefeiert (drei Mal dürft ihr raten, wer beim Pastelazo als erster dran war…). Anschließend ging es dann weiter zu Vero, wo es Hamburger vom Grill gab – die gegrillten Hamburger sind meiner Meinung nach eine der Spezialitäten hier in Monterrey (ja, auch zum Essen folgt noch ein Eintrag). Dazu sollte man vielleicht außerdem wissen, dass es keineswegs selbstverständlich ist, dass man von Mexikanern nach Hause eingeladen wird. Mit „nach Hause“ meine ich dabei nicht die Studentenbutze, sondern bei den Eltern zuhause (wo im Prinzip jeder unverheiratete Mexikaner wohnt). Auch Freunde, die Vero schon weitaus länger kennen als ich, waren zum ersten Mal bei ihr.

Was aber hat es nun mit diesem ominösen Todesfall auf sich? Nun, am Sonntag morgen war ein guter Freund der meisten meiner christlichen Freunde ziemlich plötzlich und unerwartet gestorben. Schon den ganzen Tag war das natürlich ein Thema und als am Abend einige zur Andacht im Leichenschauhaus weiterfuhren, schloss ich mich spontan an, denn wann hat man sonst die Gelegenheit, eine mexikanische Trauerfeier zu erleben? Außerdem interessiere ich mich seit meinem Zivildienst für den Umgang mit Toten.

Ich möchte aber noch einmal explizit darauf hinweisen, dass es eine evangelikale Trauerfeier und außerdem nur sehr wenig Familie – und das auch erst zur richtigen Andacht – anwesend war. Trotzdem möchte ich gerne meine Eindrücke einer mexikanischen Trauerfeier teilen. Weiterlesen