¡Viva Méjico, cabrones!


We’re Bound To The Promised Land

Es ist Halbzeit unserer Reise in die USA und daher wird es Zeit, einen kurzen Bericht der ersten Woche zu geben:

Mount Hood

Mount Hood

Wir starteten am Donnerstag, den 19. Juli, am frühen Nachmittag in Frankfurt und kamen nach einem 10 Stunden am selben Tag am späten Nachmittag in Portland, der größten Stadt Oregons, an. Trotz meiner Vorgeschichte mit den Grenzbehörden der USA, „zufälliger“ Auswahl für eine verschärfte Sicherheitskontrolle in Frankfurt und einer mit einem dicken schwarzen Kreuz durchgestrichenen Zollbescheinigung, was mich an den Rande eines Nervenzusammenbruchs brachte, durfte ich am Ende trotzdem einreisen. Gut, dass mir jemand die Hand halten konnte…

Die erste Nacht verbrachten wir bei Bris Bruder Trevor, seiner Frau Maureen und ihrem Sohn Graeme plus Familienhund Gus. Die beiden Letzteren zeigten keine Gnade gegenüber jeglicher Müdigkeit und wollten mit Ballspielen unterhalten werden. Ebenfalls anwesend war Bris Schwester Katy, die ich bereits von einem Besuch in Düsseldorf kannte. Obwohl es viel zu erzählen gab, machte sich der lange Tag bemerkbar, sodass wir uns früh ins Bett verabschiedeten.

Die Caldwell-Residenz

Die Caldwell-Residenz

Die nächsten Tage ging es weiter mit Familienbesuchen: Am Samstag ging es mit Katy über den Columbia River nach Vancouver im Nachbarstaat Washington (also nicht das bekanntere Vancouver in Kanada), wo wir bei Bris Tante Jane, ihrem Ehemann Joe und ihrem Sohn Ukiah auch auf Bris Eltern Connie und Kevin trafen. Am Sonntag ging es dann wieder zurück nach Oregon und weiter nach Salem, der Hauptstadt Oregons, in der Bris Eltern wohnen. Dort trafen wir auch Bris Großvater Eugene, ihre Tante Stacey sowie deren Töchter Anabella und Kristin. Somit habe ich innerhalb von drei Tagen nahezu alle Mitglieder von Bris Familie mütterlicherseits kennengelernt (es fehlt nur ihr Onkel, der in Kalifornien lebt). Die Familie väterlicherseits wird in der letzten Woche dran sein, wenn wir zum Familientreffen auf die Familienranch in Ost-Oregon fahren werden.

Willamette Falls

Willamette Falls

Nach diesen ersten drei Tagen mit vielen neuen Gesichtern, konnten wir es etwas ruhiger angehen. Am Sonntag ging es mit der Bris Eltern und ihrer Schwester zum Baseball in der 4. Liga zwischen den Keiser-Salem Volcanoes (das Heimteam) und den Spokane Indians. Die Spieler haben einen Vertrag mit einem Team in der MLB (entspricht der ersten Liga) und müssen beweisen, dass sie das Talent für mehr haben. Die Stimmung war entspannt, die Sonne brannte (auch hier sind es seit unserer Ankunft immer über 30 Grad), das Stadionessen überteuert – es war ein sehr interessanter Nachmittag, denn jetzt habe ich immerhin verstanden, was beim Baseball eigentlich passiert.

Zusammen mit Katy und Connie am Strand

Zusammen mit Katy und Connie am Strand

Dienstag und Mittwoch waren für Ausflüge reserviert. Am Dienstag ging es nach Oregon City, dem offiziellen Ende des Oregon Trails, über den die ersten Siedler im 19. Jahrhundert nach Oregon kamen. Dort gab es ein kleines, aber feines Museum inklusive eines interessanten Museumshops sowie, ganz in der Nähe, die Willamette Falls. Am Mittwoch waren wir an der Pazifikküste, wo uns kalter Nebel, Tillamook Cheddar und Clam Chowder erwarteten. Das Wasser lud allerdings nicht zum Baden ein – im Sommer hat es gerade einmal 12 Grad, da es direkt aus Alaska herunterströmt.

Damit endete die erste Woche, bevor wir am Freitag weiter nach Seattle fuhren. Davon aber demnächst mehr.



We’re not amused!
08/02/2012, 21:09
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Sicherlich, als Betroffene mögt ihr das sicherlich anders sehen, aber ich beneide euch: Wie gerne würde ich jetzt bei klirrender Kälte in Deutschland weilen statt in diesem Pseudowinter, der auch nicht dadurch gemütlicher wird, dass es hier trotz 10 Grad keine Heizung hat. Ja, ich liebe die Kälte – aber nur, wenn man anschließend aus ihr heraus wieder ins warme Zimmer kommt und sich unter eine dicke Winterdecke ins Bett kuscheln kann. Zwar kann meine Klimaanlage auch „warm“, aber glaubt mir: Das ist nicht annähernd dasselbe.

Zu allem Überfluss sorgt das miese Wetter hier vor Ort, dass einem grauen September- oder Oktobertag (ungemütlich, aber wenigstens nicht unangenehm feucht) in Deutschland gleicht, dafür, dass ich hier keineswegs wie beabsichtigt etwas über den Cerro de la Silla, Monterreys Hausberg, berichten kann. Denn das Wetter am Wochenende versprach Nebel statt grandiosem Blick, weswegen die Besteigung weiterhin warten muss. Zu allem Unglück haben außerdem die Giants den Super Bowl gewonnen (ich war für die Patriots – aus dem simplen Grund, dass alle anderen für die Giants waren. Und wegen Tom Brady – man muss kein Football-Fachmann sein, um sehen zu können, dass er ein verdammt guter Quarterback ist!) und mir ging auf, dass ich nicht etwa einer der ersten Passagiere sein werde, die in Berlin Brandenburg International landen, sondern einer der letzten, die in Tegel ankommen. Umso ärgerlicher für einen Flughafensammler wie mich, dass dies wahrscheinlich daher rührt, weil die gute Call-Center-Angestellte von Air France nicht wusste, dass Tegel außer Dienst gestellt wird. Ich fand ihre Bemerkung beim Umbuchen, dass es am 3. Juni keinen Flug von Paris nach Berlin geben würde, schon gleich seltsam, ging aber davon aus, dass sie damit meinte, dass es keinen freien Platz mehr gibt. Inzwischen glaube ich eher, dass sie statt Paris-Berlin nach CDG-TXL gesucht hat – und da gibt es natürlich in der Tat am 3. Juni keine Verbindung mehr. Ärgerlich, denn so aufregend ist Tegel nun wahrlich nicht, dass man den Flughafen noch ein letztes Mal vor Außerdienststellung sehen muss!

Wenn ich also schon einmal dabei bin, mich über die Nichtigkeiten des Lebens aufzuregen, dann kann ich dem doch auch gleich einen Bericht über die Sachen, die mich an Mexiko stören, folgen lassen. Weiterlesen



Mit 25 Millionen Menschen ins Stundenhotel oder: Ein paar Tage im Mittelpunkt der (Azteken-)Welt

Zwei Stunden Inlandsflug (der fast die ganze Zeit über das Meer führt) müssen genutzt werden, schließlich haben wir in der mexikanischen Hauptstadt einiges erlebt. Neben mir schreibt Mario seine Postkarten, so dass diese wahrscheinlich auch nur kurz nach ihm in Deutschland ankommen werden.

Wie es sich für eine der größten Städte der Welt gehört, war der DF (ich werde ab jetzt diese Kurzschreibweise für Mexiko City benutzen) vor allem eins: Laut. Allerdings war er zu meiner Überraschung dabei gar nicht so überfüllt wie gedacht. Vor der Ankunft malte ich mir aus, wie alle 25 Millionen Bewohner gleichzeitig am Busterminal auf uns und vor allem unsere Geldbörsen warten würden, um sie im unweigerlichen Gedränge innerhalb von Sekundenbruchteilen aus unseren Taschen zu entwenden. Weiterlesen



Auf geht es!

Zwei Semester Uni (fast) ohne Unterbrechung sind nun vorbei und endlich, endlich geht es daran, ein wenig mehr von meiner derzeitigen Lebensabschnittsheimat zu erkunden. Glücklicherweise muss ich das auch nicht alleine machen, sondern habe mit Mario einen sachverständigen Begleiter an meiner Seite, der sich bereits viel intensiver mit möglichen Zielen in Mexiko beschäftigt hat als ich dies getan habe.

Allerdings schien es gar nicht so einfach, ihn von der Schönheit Monterreys zu überzeugen. Irgendwie hat er es nämlich geschafft, eine Kaltfront aus Deutschland nach Monterrey zu locken. Während ich am Samstag noch faul auf meiner Dachterrasse in der Sonne fläzen konnte, waren wir am Dienstag froh, dass wir nicht erfroren sind. Trotzdem ließ sich Mario nichts anmerken und nahm kalte Nächte und smogverhangene Tage ohne Murren hin.

Cañon de la Huasteca

Cañon de la Huasteca

Für mich wog ohnehin etwas anderes viel schwerer: Ich hatte keine Ahnung, was man eigentlich an drei Tagen in Monterrey an touristischem Programm auffahren könnte. Doch Mario war pflegeleicht und hatte schnell Ideen, was interessant sein könnte. Das Programm war ziemlich rund: Vom Besuch im Museum der mexikanischen Stahlindustrie im Horno3 über eine kleine Fahrt mit der Metro Monterrey (wozu ich vorher auch noch nicht gekommen war) bis hin zu einer Shopping-Tour durch die Plaza Valle Oriente im schicken Vorort San Pedro war alles dabei. Höhepunkt war aber sicherlich unser kleiner Ausflug in den Cañon de la Huasteca. Dabei handelt es sich um ein enges Flusstal, dass laut Reiseführer ein nettes Ausflugsziel ist. Was der Reiseführer unterschlagen hatte: Mein Namensvetter, der Hurrikan Alex, hatte leider die pittoresken Grünanlagen weggespült und eine Geröllwüste hinterlassen. Zusammen mit den bizarren Felsformationen ergab sich dadurch aber trotzdem ein faszinierender Spaziergang. Außerdem kamen wir auf dem Rückweg am berühmt-berüchtigten Casino Royale vorbei, sodass der Katastrophentourismus gebührend beendet werden konnte.

Für mich begann der richtige Urlaub allerdings erst am Mittwoch, als es nach Guadalajara ging. Ganz der Verkehrsökologie verschrieben, machten wir uns nicht etwa mit dem Nachtbus, sondern mit dem Billigflieger auf den Weg. Bei unserem straffen Zeitplan kann man aber vielleicht zwei Augen zudrücken, dass wir insgesamt zwei Inlandsflüge gebucht haben…

Die Kathedrale von Guadalajara

Die Kathedrale von Guadalajara

Guadalajara erwies sich als idealer Ausgangspunkt für die weitere Reise: Die Stadt ist deutlich „mexikanischer“ als Monterrey. Statt sechs Grad begrüßten uns schnuckelige 26 Grad, statt modernen Zweckbauten gibt es eine ausgedehnte koloniale Innenstadt und Nachts durch die Straßen laufen war auch noch drin. Wenn es so etwas wie eine entspannte Millionenmetropole geben kann, dann wäre es wahrscheinlich am ehesten Guadalajara.

Hotel Las Sabilas

Hotel Las Sabilas

Für uns etwas überraschend war es allerdings, dass wir kaum andere Touristen gesehen haben. Dabei ist Guadalajara durchaus eine Reise wert und Jalisco, der dazugehörige Bundesstaat, hat viel zu bieten, was gerade in unseren Breiten als typisch mexikanisch angesehen wird: Tequila, Mariachis, koloniale Kirchen. Dennoch waren andere Touristen Mangelware. Wir konnten sogar im Hotel, dass vom Lonely Planet empfohlen wurde, für einen deutlich geringeren Preis übernachten als eigentlich vorgesehen, da sonst nur ein Pärchen aus Oregon anwesend war. Ein solches Schnäppchen macht man selten – und dass der Pool zu kalt zum Baden war, machte auch nichts: Schließlich konnten wir einfach in den beheizten Pool vom anderen Hotel des amerikanischen Besitzers springen.

Kulinarisch gesehen ist Guadalajara auch gleich eine ganz andere Liga als Monterrey. Und der von mir wegen seiner lieblosen Übersetzung viel gescholtene Lonely Planet zeigte hier wieder einmal sein wahren Stärken: Die empfohlenen Lokale waren spitze! Nur beim Nachtleben konnten weder mein Lonely Planet noch Marios Loose wirklich überzeugen: Die hippe Bar war angeblich in einem Straßenblock ohne künstliche Beleuchtung untergebracht. So gingen wir am Ende einfach in die Kneipe einen Block vorher, die sich als Glücksgriff mit hochprozentigen Getränken, netter Bedienung und Enten-Tacos erwies.

Tlaquepaque

Tlaquepaque

Ein weiteres Highlight Guadalajaras ist der Stadtteil Tlaquepaque, der zwar touristisch aufgemotzt wurde, aber trotzdem zu einem ausgedehnten Abendbummel einlädt. Es ist vielleicht nicht gerade die erste Adresse, um sich als junggebliebener Erwachsener zu amüsieren, aber dafür ist man umgeben von mexikanischen Familien, die ein Eis und die lauen Dezembernächte genießen. Außerdem hat man als verkehrsaffine Menschen, wie wir beide es nun einmal sind, einen Grund, sich mit dem Bus fortzubewegen. Überhaupt ist Guadalajara verkehrstechnisch gut ausgestattet mit Metrobus, U-Bahn und Fahrradständern an öffentlichen Orten. Kein Wunder, schließlich ist Guadalajara die Fahrradhauptstadt Mexikos!

Trotz der schönen anderthalb Tage hieß es nach zwei Nächten Abschied nehmen. Am Freitag Morgen ging es per Bus weiter nach Guanajuato. Aber dazu ein andermal mehr.



Ein paar Gedanken zur Hinreise

Ja, man kann Easy-Listening-Jazz zu laut hören! Zumindest, wenn es fünf Uhr morgens ist, man im Bus zum Flughafen sitzt und man es noch drei Reihen weiter vorne laut und deutlich hören kann…

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Es ist keine Schande, wenn Berlin-Tegel bald dicht macht. Einen Flughafen, dessen Anzeigetafel nicht einmal über Flüge in zweieinhalb Stunden informiert, ist wirklich das letzte!

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Paris-Charles de Gaulle ist und bleibt für mich ein Mysterium. Angeblich kann man einen luftseitigen Bus nehmen, um von einem Terminal zum anderen zu gelangen und muss den Sicherheitsbereich nicht verlassen. Weiterlesen